Unser Kaffee aus dem Mercosur
Der Kaffee ist das beliebteste Getränk unter den Deutschen. Stolze 166 Liter trinkt man durchschnittlich im Jahr. Unsere Nachbarn aus Polen trinken vergleichsweise nur 55 Liter. Aber die Kaffee-Pflanze ist bei uns nicht heimisch. Dazu muss Europa die Kaffee-Bohne aus Ländern, welche die klimatischen Bedingungen für den Anbau erfüllen, beziehen. Geeignete Partner dafür? Die Länder rund um den Äquatorgürtel, vor allem aber der Agrar-Riese Brasilien. Um sämtliche wirtschaftliche Bedingungen zu vereinfachen, wurde das EU-Mercosur-Abkommen zwischen Europa und Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay unterzeichnet. Sämtliche Zollvereinfachungen waren die Folge, und somit stieg der Import brasilianischer Waren, auch der Kaffee. Brasilien ist der größte Kaffee-Produzent der Welt; unglaubliche 62,9 Mio. Säcke, umgerechnet 3,77 Mio. Tonnen ernteten brasilianische Bauern und Konzerne 2018/19. Somit profitiert die brasilianische Wirtschaft, da sie ihren Absatzmarkt vergrößert haben. Auch die europäischen Bürger genießen den relativ billigen Kaffee. Europäische Konzerne, welche Pestizide verkaufen, können diese nach Brasilien exportieren, damit diese den Monokultur-Anbau unterstützen. Hört sich alles zunächst sehr positiv an. Jedoch hat dieser vermeintlich gute Pakt seine negativen Kehrseiten.
Mercosur-Handel - Menschenausbeutung und Klimagefährdung
AUSWIRKUNGEN AUF BRASILIEN, EU, AFRIKA
Die größte Freihandelszone der Welt hat leider auch seine dunklen Seiten. Das brasilianische Naturgebiet wird durch das Abkommen negativ beeinflusst. Durch die häufigen Pestizideinsätze leidet die Artenvielfalt als auch das Klima. Aufgrund steigender Nachfrage wird der Amazonas-Regenwald weiter gerodet, um große Flächen für Kaffee-Anbau zu erschaffen. Zudem werden sämtliche Kleinbauern von ihren Dörfern und Höfen vertrieben, da Großkonzerne diese unter Forderung vom Staat übernehmen. Falls diese nicht vertrieben werden, müssen sie auf den Plantagen menschenrechtswidrige Arbeit zu niedrigen Löhnen leisten. Die Betroffen können keinen Widerstand leisten, da die Regierung keine Rücksicht auf diese gibt.
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Lange Zeit lief es in Europa folgender Maßen ab: Rohkaffee wird in die EU importiert, in den Röstereien verarbeitet und anschließend weiterverkauft. Deshalb gibt es auf Rohkaffee zunächst keine Einfuhrzölle, während ausländische Konzerne 7,5% Zoll für Röstkaffee-Import zahlen. Durch das Mercosur-Abkommen fallen diese nun auch weg. Die Folge: Europäische Röstereien, wie beispielsweise Dallmayr leiden durch niedrigere Umsätze, da es nun einen großen Konkurrenten aus Brasilien gibt, welcher seinen Röstkaffee billiger anbieten und zollfrei exportieren kann.
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Unter dem Abkommen zwischen den zwei Organen, dem Mercosur und der EU, wird oftmals die dritte Partei, Afrika, vergessen. Lange Zeit hat man für afrikanische Waren, egal ob verarbeiteter oder roher Kaffee, keine Zölle erhoben. Dadurch versuchte die EU, den wirtschaftlichen Wachstum Afrikas zu fördern. Für den Mercosur gab es keine Zölle für rohen, jedoch aber für verarbeiteten Kaffee. Durch das unterzeichnete Abkommen sind Afrika und Mercosur den Zollbedingungen gleich gestellt, somit gibt es keinen Vorteil für die Afrikaner mehr, es entsteht eine "Präferenzerosion". Die afrikanischen Bauern haben kaum eine Chance, ihren Kaffee auf dem europäischen Markt anzubieten, da die Brasilianer ihr Produkt in größeren Mengen und billiger anbieten können. Somit kann Afrika sich in näherer Zukunft wirtschaftlich nicht weiterentwickeln; nicht nur in Sachen Kaffee, sondern in allen Bereichen der Agrarwirtschaft.
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Kaffee-Preise
VERGLEICH ZWISCHEN DEUTSCHLAND, POLEN UND SLOWAKEI
Die Preise variieren von Land zu Land, da jedes Land aus anderen Märkten ihren Kaffee importieren und unterschiedliche Steuersätze beziehen. Beispielsweise gibt es in Deutschland eine Kaffeesteuer in Höhe von 2,13€/Kilogramm Rohkaffee bzw. 4,18€/Kilogramm Röstkaffee. Die Herkunft des Kaffees spielt in der Hinsicht eine Rolle, wenn es um die Produktionskosten geht.
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Deutschland bezieht seinen Kaffee hauptsächlich aus Brasilien, sowohl roh als auch geröstet, da es in Deutschland ansich viele Kaffee-Röstereien gibt. Hierzulande zahlt man im Schnitt pro Kilogramm Röstkaffee 8,10€.
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Polen bezieht ihren Kaffee aus Vietnam, an zweiter Stelle aus Deutschland. Dort wird der Kaffee geröstet und nach Polen exportiert. Pro Kilogramm zahlt man 8,26€ für die geröstete Variante. Im ersten Moment würde man es aus deutscher Sicht als relativ gleichgestellt ansehen. Jedoch muss man das Preisniveau in Betracht ziehen. Der Lohn ist niedriger in Polen, somit ist Kaffee in Osteuropa eher als luxuriöses Gut angesehen. Zudem muss man miteinbeziehen, dass die Rösterei in Deutschland stattfindet und dementsprechend hohe Kosten entstehen.
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Die Slowakei bezieht den Kaffee aus Brasilien, gefolgt von Deutschland. Ähnlich wie in Polen dient Deutschland als Exporteur von geröstetem Kaffee. Die Preise in Slowakei sind hingegen noch höher. Für 200 Gramm Röstkaffee zahlen die Slowaken, je nach Sorte, 8-10€. Genauso wie in Polen muss man das slowakische Preisniveau als auch die Produktionskosten in Deutschland betrachten.
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